Eckdaten

  • Beginn: 2001
  • Ende: andauernd
  • Verstorbene: ca. 240.00035
  • Geflüchtete: ca. 5,5 Millionen35
  • Wikidata-ID: Q182865
Trotz intensiver Recherche des Projektteams war es leider nicht möglich, im Bereich Afghanistan mehrere Kulturstätten in die Sammlung aufzunehmen. Oftmals ist die Zerstörung von Kulturgut in Afghanistan nicht bekannt, schlecht dokumentiert oder die Quellenlage zum Geschehen unsicher.
Unser Anspruch ist jedoch, wissenschaftlich fundierte und quellenbasierte Informationen bereitzustellen, weshalb hier nur die Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamiyan genauer erläutert wird.

Der Afghanistankrieg

Die Geschichte des Afghanistan Krieges reicht weit zurück. Seit jeher war das Territorium des heutigen Afghanistans ein Durchgangsland für Nomaden und Eroberer, die das Gebiet auf ihrem Weg nach Indien oder Persien passierten, um dort eigene Reiche zu gründen.1

Die Geschichte Afghanistans und seine Konflikte
Der heutige Staat Afghanistan ging in seinem Kern aus einem Großreich hervor, das auf die Eroberungen Ahmad Shah Durranis (Regentschaft 1747-1772) Mitte des 18. Jahrhunderts zurückging.2
Mit der britischen Expansion in Indien geriet auch das Herrschaftsgebiet der rivalisierenden afghanischen Fürsten in den Fokus der Kolonialpolitik. Die Zeit ab den 1830er Jahren war geprägt von der britisch-russischen Rivalität um Einfluss- und Interessensphären in Zentral- und Vorderasien. Gleichzeitig entwickelte sich der Begriff Afghanistan als staatspolitisches Konzept, das zunehmend auf die gesamte Pufferzone zwischen der britischen und russischen Einflusssphäre übertragen wurde.3
Schon im Jahr 1839 marschierten die Briten in Afghanistan ein und besetzten den Thron.4 Immer wieder versuchten die Briten über Britisch-Indien in Afghanistan einzumarschieren oder zumindest ihren kolonialen Einfluss geltend zu machen.5 So wollten sie der russischen Kolonisation Einhalt gebieten.6
Die beiden anglo-afghanischen Kriege (1838-1842 und 1878-1880) waren dem Versuch geschuldet, die Pufferzone jenseits von Indus und Khyber-Pass unter britische Kontrolle zu bringen bzw. einen Herrscher zu installieren, der den Interessen Kalkuttas und Londons gewogen war.7 In den 1890er Jahren übernahmen britisch-russische Grenzkommissionen die Festlegung der Außengrenzen.8

Afghanistan im 20. Jahrhundert
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war geprägt von der Erlangung der außenpolitischen Souveränität, Reformversuchen und anschließender politischer Stagnation.9 Die ersten Reformen im gesellschaftspolitischen Bereich (Ausbau des Schulwesens und Frauenrechte) wurden von Amanullah Khan (Regierungszeit 1919-1929) nach dem dritten anglo-afghanischen Krieg (1919) und dem gleichzeitigen Ende des britischen Protektorats angestoßen.10 Sie scheiterten jedoch an mangelnden finanziellen Mitteln sowie dem Widerstand konservativer Stammesführer und religiöser Kräfte und führen schließlich zur Rebellion im Osten des Landes und zum Sturz von Amanullah Khan.11
Die Monarchie unter Mohammed Zahir Schah (Regierungszeit 1933-1973), der letzte König von Afghanistan, wurde 1973 durch einen unblutigen Staatstreich unter der Führung seines Cousin Mohammed Daoud Khan, dem afghanischen Ministerpräsidenten, gestürzt.12 Schah flieht nach Rom ins Exil.13 Dieser Umsturz beendete ca. 40 Jahre des inneren Friedens.14 Mohammed Daoud Khan rief die Republik aus und regierte autoritär.15 Im April 1978 kam er bei einem Militärputsch ums Leben, der die kommunistische Demokratische Volkspartei Afghanistans (DVPA) an die Macht brachte.16

Die 4 Phasen des Krieges
Der nun einsetzende bewaffnete Konflikt kann in vier Phasen eingeteilt werden.17

  1. Phase(1978/79):
    Stellt sich als Modernisierungskonflikt heraus.18 Die DVPA entwarf neue Reformen und ein gegen die DVPA gerichteter Volksaufstand weitete sich 1979 zu einem Bürgerkrieg aus, in den die Sowjetunion Ende Dezember 1979 mit Entsendung von Truppen eingriff.19

  2. Phase (Ende 1979-1989):
    Internationalisierung des Kriegsgeschehens.20 Die sowjetischen Truppen blieben mehr als neun Jahre zum Schutz der DVPA-Regierung vor Ort während der Aufstand der Mujaheddin über Pakistan vor allem von den USA und Saudi-Arabien finanziell und militärisch unterstützt wurden (2,4). Durch den Krieg wurde das Land großflächig zerstört, musste viele Todesopfer verkraften und mehr als sechs Millionen Menschen flohen nach Pakistan und den Iran, hinzu kamen mehr als 2,5 Millionen Binnenvertrieben.21

  3. Phase (1989-2001):
    Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen Anfang 1989 wurde aus dem Konflikt ein Bürgerkrieg, der bis 2001 in wechselnden Konstellationen unter indirekter Beteiligung Pakistans, Irans, Usbekistans, Indiens, Russland und Saudi-Arabiens ausgetragen wurde.22 Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 und der Einstellung der Finanzhilfe an Kabul durch Russland im Folgejahr, übernahmen die Mudschahedin im April 1992 die Herrschaft in Kabul.23 Als Reaktion auf den Bürgerkrieg formierte sich die Taliban-Bewegung ab 1994 in Südafghanistan.24 Zwischen 1996 und 2001 kämpfte die Nordallianz, ein Zusammenschluss ehemaliger Mujaheddin-Gruppen und Warlords, gegen die Taliban-Regierung.25

  4. Phase: Der Afghanistan-Krieg (ab 2001):
    Nach dem 11. September 2001 intervenierten die USA ab 7. Oktober 2001 gegen die Taliban mit Flächenbombardements und versetzten die Nordallianz in die Lage, Kabul einzunehmen.26 Dies war der Beginn der US-geführten Militäroperation "Operation Enduring Freedom".27 Die Taliban galten schnell als militärisch besiegt und die Bush-Administration erklärte die Verfolgung von Al-Qaida und Osama bin Laden zum Ziel des "Kriegs gegen den Terror".28 Mit dem sogenannten Bonn-Prozess wurde der Grundstein für eine Neuordnung des Landes gelegt.29 Die Taliban und einige andere Gruppen waren nicht an dem Bonner Abkommen beteiligt und kämpften nunmehr gegen die in ihren Augen als Besatzer agierenden NATO-Truppen und die afghanische Regierungsarmee.30 Auch mehrere Ratsversammlungen, Präsidentschaftswahlen und Parlamentswahlen haben Afghanistan keinen dauerhaften Frieden gebracht.31 Obwohl es ab September 2008 mehrere Truppenverstärkungen gab, gelang es den USA und ihren Verbündeten nicht, die Taliban zu besiegen und das Land zu befrieden. US-Präsident Barack Obama plante 2009, alle US-Truppen bis 2011 aus Afghanistan abzuziehen.32

Trotz der nicht nachlassenden Gewalt nehmen Afghanen im Jahr 2019 an einer Wahlkampfkundgebung des damaligen Regierungschefs Abdullah Abdullah teil. Die Veranstaltung findet in Bamiyan statt, wo die Taliban im Jahr 2001 mehrere berühmte Buddha-Statuen zerstört haben.33
Nach dem bedingungslosen Abzug der US-Truppen und NATO-Verbände am 31. August 2021 hat die Taliban-Bewegung einen militärischen Sieg errungen.34

1,2,3,7,8,9,10,11,15,16,17,18,19,20,21,22,25,29,30,31Wilde, A. (2018). Afghanistan – Geschichte, Politik, Gesellschaft. Bundeszentrale für politische Bildung. Link.

4,6,12,13,33Hartigan, R. (2021). Jahrhundertelanger Kampf: Die Geschichte Afghanistans in historischen Bildern. National Geographic. Link.

5Deutsch-Afghanische Initiative e.V. (DAI) (k.D.). Abriss der Geschichte Afghanistans von der Antike bis Heute. Link.

12,14,20,23,24,26,27,28,34Mielke, K. (2022). Afghanistan. Bundeszentrale für politische Bildung. Link.

32Bundeszentrale für politische Bildung (2016). Beginn des Afghanistan-Krieges vor 15 Jahren. Link.

35Wenger, N., Spalinger, A. & Zoll, P. (2021). 240 000 Tote, 5,5 Millionen auf der Flucht – die grausame Bilanz des 20-jährigen Krieges in Afghanistan. Link. Link.

Für weitere Informationen zum Krieg in Afghanistan empfehlen wir den Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung.

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