Eckdaten
- Beginn: 2003
- Ende: 2011
- Verstorbene: ca. eine halbe Million8
- Geflüchtete: stark abweichende Angaben
- Wikidata-ID: Q545449
Der Irakkrieg
Der Dritte Golfkrieg, allgemein bekannt als "Der Irak-Krieg", ist nicht der einzige Krieg, der im
21. Jahrhundert in Irak tobte. Er ist allerdings ein wesentlicher Faktor, da die durch ihn
verursachten Katastrophen, sowohl humanitäre als auch verwaltungstechnische, den Aufstieg des ISIS
begünstigten.
Keimzelle extremistischer Organisationen
Nachdem George W. Bush am 1. Mai 2003 den Krieg für beendet erklärte, zeichnete sich schnell ab, dass
kein Plan für
die Situation in Irak nach einem Sieg
existierte1. Das Fehlen jeglicher langzeitlich gedachter Strategie schwächte das
Vertrauen der
irakischen Bevölkerung in die US-Armee, die zunehmend als Besatzer wahrgenommen wurden2.
Auch die Entfernung aller Beamten und Soldaten aus ihrem Dienst, falls Verbindungen zwischen ihnen und der
Baath-Partei, der politischen Partei des ehemaligen irakischen Diktators Saddam Hussein, gefunden wurden,
ließ viele Menschen mittellos und frustriert auf der Straße zurück3. Extremistische
Organisationen
wussten sich dieser Unzufriedenheit zu bedienen, unter anderem die Organisation "Islamischer Staat"
(IS)4.
Religion als Treiber des Konflikts
Hier ein kurzer Exkurs: Der Irak ist, wie viele arabische Länder, in
seiner Bevölkerung in verschiedene religiöse Gruppen geteilt, die an verschiedene Auslegungen des
Islams
glauben5. Heutzutage ist allerdings schwer zu sagen, wo die Religion endet und wo die Politik
beginnt
bei diesen Gruppierungen6. Das Thema ist sehr komplex und in seiner gänzlichen Tiefe hier nicht
ausreichend auszuführen, ohne den Rahmen zu sprengen. Man sollte jedoch wissen, dass zwischen diesen
Gruppierungen scharfe Feindschaften herrschen, die bisweilen die Außenpolitik islamisch geprägter
Länder
zu anderen islamisch geprägten Ländern beeinflusst7. Die nennenswerten dieser Gruppen sind
zwei:
die
Sunniten, die die Mehrheit aller Muslime auf der Welt ausmachen, und die Schiiten, denen der
Großteil der
Bevölkerung in Irak und Iran angehören8. Der IS nutzt diese Konkurrenz zwischen den
verschiedenen
religiösen Gemeinschaften, um Mitglieder zu rekrutieren 9. So griff der IS, unterstützt von der
anderen
Terrororganisation Al-Qaida, vermehrt schiitische Heiligtümer, Persönlichkeiten und Kulturgüter an. Damit
sollte ein
religiöser Bürgerkrieg im Irak provoziert werden, bei dem sich der IS als führende Stimme der sunnitischen
Bevölkerung positionieren wollte10. Kulturelle Auslöschung und Zerstörung dessen, was
für den IS
nicht
orthodox ist, ist also ein wesentlicher Bestandteil dieser Gruppierung.
Weiterer Bürgerkrieg ab 2006
Trotz Rückschlägen bei einem von ihnen selbst provozierten Bürgerkrieg in Irak im Jahr 2006, bleibt der IS eine wesentliche Macht vor allem im Norden Iraks11. Als die US-Armee ihre letzten Truppen aus dem Land im Dezember 2011 abzieht, eskaliert die Gewalt12. Im Jahr 2014 ist der islamische Staat tatsächlich mächtig genug, um die zweitgrößte Stadt im Irak, Mossul, zu erobern13. Es folgt ein zweiter, längerer Bürgerkrieg und der dritte Krieg im Land Irak im 21. Jahrhundert14. Erst durch Unterstützung von Iran und den Vereinigten Staaten gelingt es der Regierung von Irak, den IS zunächst im Süden zurückzudrängen und schließlich sogar im Jahr 2017 komplett aus ihrem Land zu vertreiben15.
4,10,11Steinberg, G. (2014). Der Islamische Staat im Irak und Syrien. Bundeszentrale für politische Bildung. Link.
5ZDF (2016). Sunniten und Schiiten. Link.
6,7,8,9Rannenberg, W. (2016). Die Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten. Evangelische Kirche Deutschland. Link.
8Süddeutsche Zeitung (2013). 500.000 Tote durch Irak-Krieg. Link.
13Wilson Center (2019). Timeline: the Rise, Spread, and Fall of the Islamic State. Link.
15Zeit Online (2017). Irak verkündet Ende des Krieges gegen den IS. Link.
15Levenson, E. & Karadsheh, J. (2017). Irak is "fully liberated" from ISIS, its military says. CNN. Link.
Für weitere Informationen zum Krieg im Irak empfehlen wir den Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung.