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Über uns

Das Forschungsprojekt „Zerstörtes Kulturgut“ wurde im Rahmen des Masterseminars „Praxis der Digital Humanities“ an der Universität Trier von Studierenden entworfen.
Innerhalb des Seminars sollen die Studierenden ein Projekt durchführen und mit den Methoden aus den Digital Humanities und der Informatik ausarbeiten. Die Projekte sind für andere Forschende bzw. die Allgemeinheit frei zugänglich und sollen an die Ideale der Nachnutzbarkeit, Verfügbarkeit und Zugänglichkeit anknüpfen.
Das Projektteam besteht aus Hendrik Chudoba, Julia Alili, Vivien Wolter sowie Luisa Schmidt (v.l.n.r.) und wird betreut von Dr. Joëlle Weis und Dr. Élodie Ripoll, welche im Fach Digital Humanities unterrichten.

Das Projekt "Zerstörtes Kulturgut" war planmäßig für ein Semester angedacht, da wir jedoch zeilreiches positives Feedback erhalten haben und das Thema der Zerstörung von Kulturgütern leider weitehrin eine sehr wichtige Rolle im täglichen Weltgeschehen spielt, haben wir uns dazu entschieden, das Projekt auch unabhängig unserer Studienleistung weiterzuführen.
Aktuell befinden wir uns in der Konzeption, unsere Webseite auf Typo3 umzustellen, um von einer statischen Webseite zu einem Contentmanagementsystem zu wechslen. Außerdem freuen wir uns, weitere Kulturstätten (auch vor 1991) mit aufzunehmen. In Zukunft möchten wir uns vor allem kleineren, unbekannten zerstörten Kulturgütern widmen, um diesen eine Bühne und somit mehr Sichtbarkeit zu bieten.

In der letzten Zeit waren wir auf zwei Konferenzen und hatten ein Interview bei Deutschlandfunk Kultur. Die Informationen dazu möchten wir Ihnen hier zur Verfügung stellen.

Anfang Oktober 2023 besuchten wir die Konferenz FORGE23 in Tübingen und präsentierten dort unser Projekt bei der Postersession. Sowohl das Konferenzabstract als auch unser Poster sind auf Zenodo veröffentlicht.
Am 23. Ferbruar 2023 nahmen wir an der Konferenz der Volkswagenstiftung zu "Deutsche Narrative zu Russlands Krieg in der Ukraine" teil. Wir stellten unser Projekt im Panel "Ukraine-Narrative im Spiegel neuer Medien" vor. Weitere Informationen hierzu gibt es unter: https://blogs.urz.uni-halle.de/narrative/beispiel-seite/
Am 22. August 2022 wurden wir von Deutschlandfunk Kultur zu einem Interview eingeladen. Das Interview mit dem Titel "Das Bewusstsein für gefährdete Kultur schärfen" ist unter folgendem Link zu hören: https://www.deutschlandfunkkultur.de/zerstoertes-kulturgut

Aufgrund Putins Angriffskrieg auf die Ukraine wurde das Thema Krieg und die daraus resultierende Zerstörung seit Anfang 2022 wieder in den Vordergrund gerückt. Neben den unabsehbaren Folgen für Menschen, den humanitären Notständen und dem Verlust von essentieller Infrastruktur, sind auch die Folgen für menschliche Kultur und Kulturgüter immens.
Laut übereinstimmenden Berichten des ORF und der Badischen Zeitung waren bis zum 1. April 2022 „mindestens 53 Kulturstätten beschädigt und teilweise zerstört worden“.1 Darunter fielen vier Museen, vier Monumente, 16 historische Bauten sowie 29 Kirchen.2 Das ZDF berichtete am 6. April 2022 bereits von mindestens 60 Kulturgütern, die betroffen sind.3
Allein diese Zahlen aus dem Ukrainekrieg verdeutlichen, welcher Gefahr Kulturstätten aller Art in Kriegs- und Konfliktgebieten ausgesetzt sind.
Auch während der Bürger- und Religionskriege im Nahen und Mittleren Osten wurden viele historische Bauten unwiederbringlich zerstört. Diese waren auch immer wieder Teil der Berichterstattung und haben das Ausmaß der Zerstörung veranschaulicht.

1Badische Zeitung (2022). Ukraine-Krieg: Mehr als 50 Kulturstätten beschädigt und teils zerstört. Link.
2ORF (2022). Über 50 Kulturstätten beschädigt und teils zerstört. Link.
3ZDF (2022). Historische Gebäude der Ukraine. Wie zerstörtes Kulturgut rekonstruiert wird. ZDF Heute. Link.

Oftmals wird über die betroffenen Stätten berichtet, jedoch mangelt es an einer Übersicht, welche Stätten wann und in welchem Kontext zerstört oder beschädigt wurden. Dadurch gerät die Zerstörung von Kulturgut und menschlicher Überlieferung häufig in Vergessenheit und wird nicht mit der Priorität behandelt, die dem Thema zustehen sollte.
Hier setzt das Projekt „Zerstörtes Kulturgut“ an, indem es übersichtlich und kontextualisiert Stätten aufführt, welche Kriegen oder Konflikten zum Opfer gefallen sind. Das Projekt bietet auf dieser Webseite einen interaktiven Überblick darüber, wie viel Kultur bereits verloren gegangen ist und bereitet Hintergrundinformationen zu den einzelnen Konflikten kurz, verständlich und quellenbasiert auf. Ziel ist, ein Bewusstsein darüber zu schaffen, in welch prekäre Lage Konflikte nicht nur und allem voran die Menschen bringen, sondern auch Kultur und menschliche Geschichte.
Aufgrund der geringen Anzahl an Projektteilnehmern hat das Projekt „Zerstörtes Kulturgut“ keinen Anspruch auf Vollständigkeit, d.h. es müssen nicht zwangsweise alle zerstörten bzw. beschädigten Stätten aufgeführt werden. Der Anspruch des Projekts ist es vorrangig, nur einige Stätten aufzulisten, diese dafür aber detailliert und kontextualisiert.

Zu beachten ist, dass das Projekt „Zerstörte Kulturgüter“ keinen Anspruch auf Vollständigkeit in Bezug auf zerstörte Kulturgüter erhebt und sich laufend weiterentwickeln soll. In der ersten Veröffentlichung wurde daher der Fokus auf die Kriege nach 1900 gesetzt und einzelne Objekte wurden ausgearbeitet. Die Kernprodukte des Projekts sind zum einen eine selbst erstellte Webseite, zum anderen ein LIDO-XML-Schema für die zerstörten Stätten.

Webseite

Ziel des Projekts ist es, zerstörte Stätten in einer Quelle zu nennen und Informationen zugänglich zu machen. Aus diesem Grund wurde sich für eine Website mit interaktiven, visuell aufbereiteten Inhalten entschieden, da dort die Standorte sowie Informationen zu den Stätten übersichtlich dargestellt werden können. Auf der Website allgemein können alle gesammelten Daten gemeinsam hinterlegt werden und sind somit leicht zu finden und zu verstehen.
Die Webseite wird mithilfe von Github und Github Pages in statischer Form bereitgestellt. Die Verwendung von Github Pages bietet mehrere Vorteile: Zum einen bietet dieses Format die Möglichkeit, die Seite direkt über den Github-eigenen Server bereitzustellen und zu veröffentlichen, sodass man sich hier nicht auf eine externe Lösung ausweichen muss. Weiter ist es durchaus positiv, dass die Webseite über ein auf Github liegendes, öffentliches Repository verwaltet wird. Dadurch haben alle Zugriff auf den Webseitencode, die sich dafür interessieren, und somit werden die Prinzipien der Transparenz und Nachvollziehbarkeit umgesetzt. Zuletzt ist die Umsetzung der Webseite mit Github dadurch erleichtert, dass es bereits viele vorgefertigte Templates gibt, welche sich problemlos in die eigene Webseite einbauen lassen. Dadurch muss man nicht von Grund auf alles selbst erstellen, sondern kann auf bereits Existierendes zurückgreifen.

Lido-XML-Schema
Da wir nicht nur Informationen aufbereiten und bereitstellen möchten, sondern diese auch für die Forschung und insbesondere für die Nachnutzung und Analyse zur Verfügung stellen möchten, wurde ein LIDO-XML-Schema ausgearbeitet und für alle auf der Webseite vorhandenen Stätten umgesetzt.
Mit den XML-Dokumenten und dem LIDO-Schema sollen die Informationen standardisiert und nachhaltig aufbereitet werden, damit diese von Forschenden weiter genutzt werden können. LIDO ist ein XML-basiertes Standardformat, welches vor allem im Museums- und Kunstkontext zu finden ist. LIDO „can be used for all kinds of objects, e.g., art, architecture, cultural history, history of technology, and natural history”.1 In dem ausgearbeiteten und leicht komprimierten LIDO-Schema wird zu den einzelnen Stätten vermerkt, wann und durch wen diese erbaut und auch zerstört wurden, die Zerstörung wird kontextualisiert und kategorisiert. Zusätzlich finden sich im Schema die Koordinaten der Stätten sowie deren Namen in verschiedenen Sprachen.
Für die Umsetzung des Schemas sowie der Webseite war eine intensive Recherche notwendig. Ein großer Teil der verwendeten Informationen wurde aus verschiedenen journalistischen Quellen zusammengestellt und innerhalb der XML-Dateien wurde mit entsprechenden Identifiern der Gemeinsamen Normdatei (GND) sowie Wikidata-IDs gearbeitet. Diese Verknüpfung mit Normdaten dient der Disambiguierung und eindeutigen Identikifation der Stätten und folgt den Idealen der Zugänglichkeit und Interoperabilität.

Die Vorlage für das XML-Schema ist in unserem Github-Repository hinterlegt.

Die LIDO-Handbücher stehen digital als E-Books zur Verfügung.

1ICOM International Committee for Documentation. (k.D.). What is LIDO? Link.

Dieses Projekt entspricht den FAIR Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable und Re-usable) sowie dem Open Science-Ansatz. Die vier FAIR-Prinzipien, zu deutsch Auffindbarkeit, Zugänglichkeit, Interoperabilität und Wiederverwendbarkeit, sollen der Maschinenlesbarkeit und -verarbeitung von Daten dienen, da Menschen aufgrund von zunehmendem Volumen und Komplexität von Daten immer mehr auf die technische Unterstützung durch Computer angewiesen sind.1 Open Science sorgt dafür, dass Wissenschaft und deren Erkenntnisse für die gesamte Gesellschaft zugänglich gemacht werden.2
Im Projekt "Zerstörtes Kulturgut" sind alle Daten auf der Webseite und in den XML-Dokumenten aus öffentlich zugänglichen Quellen genommen und werden wiederum öffentlich zugänglich mit den entsprechenden Quellenangaben in einem Repository in Github hinterlegt. Die Daten können frei heruntergeladen werden. Außerdem wird das diesem Projekt zugrundeliegende LIDO-Schema zur Verfügung gestellt, damit andere Forschende das Schema für ihre Zwecke nutzen und weitere Schemata für die fortlaufende Entwicklung des Webtools zur Verfügung stellen können.

1Go Fair (2021). Fair Principles. Link.
2Wikipedia (2022). Open Science. Link.